Klön am Recyclinghof


Das Sortieren von Abfall und das einmal wöchentliche Wegbringen in den Recyclinghof ist ja jetzt nicht unbedingt eine jedermanns Lieblingsbeschäftigung. Obwohl es schon etwas befreiendes hat, wenn die Garage, der Keller oder sonstige Lagerorte wieder aufgeräumt und vom Müll befreit sind.

Trotzdem lieben wir die Atmosphäre im Recyclinghof. Natürlich handelt es sich im Vordergrund um das Entsorgen des angesammelten Wertstoffes aber das wirklich lockende am Recyclinghof ist das Treffen von interessanten Menschen. Früher traf man sich abends am Dorfbrunnen -heute ersetzt diese Funktion irgendwie der Recyclinghof – zumindest in unserem Dorf. Eine Begegnungsstätte für einen netten Plausch bzw. ein Umschlagsplatz von Informationen, sei es das dörfliche Geschehen oder auch ganz viele andere Informationen, die das tägliche Leben leichter machen. Man freut sich, alte Bekannte ganz zwanglos wieder zu treffen, verabredet sich spontan zum späteren Gassi gehen oder auf eine Tasse Kaffee – sammelt Ideen zum Thema “was koch ich heute” u.v.m. Das schöne ist, man weiss nie, wen man trifft und doch sind immer die gleichen Menschen vor Ort.

Wir haben vor ein paar Jahren eine ganz typische Dorfbäuerin zur Nachbarin gehabt. Ihr Bauernhof war mitten im Dorf und sie war für viele der abendliche Milchlieferant. Früher ging man noch zum Bauern und holte sich den täglichen Milchbedarf frisch von den kühlichen Lieferantinnen. Natürlich wurde nebenher der ganze Dorfklatsch verbreitet, so dass eine Tageszeitung nicht mehr nötig war. Jetzt holt man sich die Milch vom Supermarkt, nur leider hat da niemand wirklich Zeit auch noch die neuesten Neuigkeiten zu verbreiten. Obwohl, wenn ich oft sehe wie, lang die Leute beim Ratschen da stehen, bin ich mir da nicht so sicher. Wohlgemerkt wir leben in einer überschaulichen Dorfgemeinde, in der sich doch die meisten noch kennen.

Auf unserem Recyclinghof ist unsere liebe Moni, sie beaufsichtigt die richtige Zusortierung der Wertstoffe und ist ein echter Sonnenschein. Natürlich hat sie immer oder sagen wir oft, ein bisschen Zeit, um zu plaudern. Wir selber nehmen am dörflichen Vereinsleben oder sonstigen Aktivitäten zeitlich bedingt nicht teil. Aber hier erfahren wir auch, was sich so tut in unserem Dorf, oder was sich nicht tut. Je nach dem.

Tja und es gibt unseren Rudi. Rudi ist ain allround Handwerker, den wir hier kennengelernt haben. Er ist aussergewöhnlich hilfsbereit und kann einfach alles reparieren. Wie wunderbar, wenn sich kleine Minibaustellen so schnell auflösen lassen. Meine Tochter ist handwerklich begabt, aber bei manchen Reparaturen ist sie halt auch überfordert oder es ist auch zu gefährlich, z.B. wenn es sich um Stromleitungen handelt.

Letztes Jahr ist es uns passiert, dass wir 5 Minuten zu früh am Recyclinghof waren. Da war vielleicht was geboten, Radelfahrer, Traktorfahrer und natürlich Leute, die mit den Autos gekommen waren, stauten sich vor dem Eingang und haben auf die Öffnung gewartet. Aber was ich eigentlich erzählen wollte, es waren mehrere betagte Herren dabei und wir, Sonja und ich waren in der weiblichen Minderheit. Man möcht’s nicht glauben, wie die Herren das Flirten angefangen haben und gerade lustig wars. Da hat es sich einmal wieder bestätigt, dass das Thema Männer/Frauen wohl nie aufhört. Sonja und ich haben uns nur mehr angesehen und waren höchst amüsiert. Ich glaube der eine war gut seine 80 Jahre alt. Sollte der Recyclinghof ein heimlicher Heiratsmarkt sein?

Das wären so ungefähr ein kleiner Teil der menschlichen Ereignisse, die bei uns am Recyclinghof stattfinden, hi hi.

Nebenher findet sich auch so manches für den Garten, alte Emailtöpfe, Blecheimer, Zinkeimer, altes Glas für Mosaik, wunderschöne Glasflaschen, so dass hier in unserem Garten schon manches Stück aus dem Recyclinghof zu uns den Weg gefunden hat und zu einem neuen Dasein berufen wurde.

Alles in allem ist unser Recyclinghof immer wieder ein Erlebnis und eine Begegnungsstätte der anderen Art. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein paar Bestrostehtische und ein Kaffeautomat einen guten Umsatz bringen würden und sich viele gleichgesinnte für einen verlängerten gemütlichen Plausch einfinden würde – weil irgendetwas angenehmes sollte eine unangenehme Arbeit schon haben. Eine Tasse Kaffee versüsst halt mal das Leben. Ist doch bei Euch sicherlich auch so, die Tasse Kaffee der tägliche Lebensretter

liebe Grüße

Eure

TOSCAminnis

Veröffentlicht am 18. Oktober 2019.


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